Kaum ein Begriff macht derzeit in Wirtschaftsmagazinen, Technologieunternehmen und dem gehobenen Mittelstand mehr die Runde als der Begriff der Künstlichen Intelligenz (engl.: Artificial Intelligence oder AI). Was noch immer wie Sciencefiction aus Hollywood klingt und den meisten Menschen ein bedrückendes Endzeitszenario in Form von „Mensch gegen Maschine“ erscheinen lässt, ist bereits in unser aller Alltag angelangt.
Was ist das besondere an KI
Als der von IBM entwickelte Spezial-Computer „Deep Thought“ 1988 erstmals einen Schachprofi schlug, redete die Presse weltweit bereits von einer besonderen Intelligenz des Geräts. Allerdings folgte der Computer den vorherigen Eingaben seiner Programmierer – in Form des Regelwerks des Schachs. Unter Künstlicher Intelligenz versteht man heute jedoch einen Algorithmus, welcher weitestgehend frei von vorherigen Eingaben Muster erkennt und diese gezielt verarbeitet. Dabei muss das Ergebnis der Analyse zunächst von Nutzern – oder anderen Systemen – verifiziert werden.
Besonderer Augenmerk der Presse liegt in dem Bereich der KI, den man allgemein als „maschinelles Lernen“ bezeichnet. Dabei versucht ein Programm durch ständige Analyse von Daten eine allgemein gültige Regel abzuleiten. So ist es für Computer heutzutage ohne Weiteres möglich, gewisse Objekte in den unterschiedlichsten Bildern ausfindig zu machen. Je mehr Bilder analysiert werden, desto genauer wird der Algorithmus.
Ähnlich verhält es sich mit der Spracherkennung. Siri, Alexa und Co. lernen bei jeder Benutzung dazu. Während die ersten sprachgesteuerten Befehle oft ins Leere liefen und man noch händisch die Befehle korrigieren musste, gleichen die Sprachassistenten nach einiger Zeit Dialekte und Floskeln perfekt aus.
Viele künstliche Intelligenzen werden durch herkömmliche Services weiterentwickelt und optimiert. Wer sich bereits online ein Konto für einen Online-Shop angelegt hat oder auf seine E-Mails hat zugreifen wollen, kam bestimmt schon mit dem lustigen Frage-Antwort-Spiel „Markiere alle Bilder auf denen Straßenschilder zu sehen sind“ in Berührung. Vordergründig soll dieses Bilderrätsel sicher stellen, dass der Kontozugriff von einem realen Menschen erfolgt. Im Hintergrund füttert man mit dem Lösen der Aufgabe die Künstliche Intelligenz von Google.
Wo ist die künstliche Intelligenz bereits im Einsatz?
Schaut man sich heute die „Börse vor acht“ auf einem der öffentlich-rechtlichen Sender an, kommt es einem oft so vor, als sei die Frankfurter Börse gerade geschlossen. Während sich früher im Hintergrund dutzende Bankangestellte tummelten, herrscht heute gähnende Leere. Künstliche Intelligenzen analysieren in Sekundenbruchteilen Auswirkungen von Käufen und Verkäufen und handeln in ähnlich schneller Zeit wie ihre menschlichen Vorgänger, um zuvor festgelegte Renditen für ihre Betreiber zu sichern. Das Abstraktionsvermögen und das Maß an Marktüberblick übersteigt dabei das eines noch so erfahrenen Personals eines Kreditinstituts.
Während die Wissenschaft zur Verifizierung von Hypothesen und bei der mathematischen Formulierung von Sätzen künstliche Intelligenzen benötigt, finden sich weniger abstrakte Beispiele bereits auf dem Smartphone. Fahren Sie jeden Morgen zur gleichen Uhrzeit zur Arbeit, wird Ihnen Ihr Telefon die derzeitige Verkehrssituation und Fahrzeit präsentieren. Machen Sie Bilder von Ihren Freunden, durchforstet Ihr Smartphone Ihre Ordner und gruppiert die Bilder entsprechend der Personen.
Mit „My Mercedes“ unternimmt Mercedes Benz den Versuch, die Sprachsteuerung in der Navigation und Multimedia-Steuerung zu implementieren. Jeder Sprachbefehl füttert dabei wiederum eine zentrale Datenbank. Auf diese Weise soll die A-Klasse aktuelle Trend-Begriffe in der Jugendsprache erkennen und ggf. als Befehl ausführen.
Gefahren der künstlichen Intelligenz
Während künstliche Intelligenz bereits heute in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens zu finden ist, gibt es immer mehr Kritiker, welche eine Regulierung dieser Technologien fordern. Zu den bekanntesten Kritikern gehört Elon Musk, welcher durch sein Engagement bei X.com, Paypal und nicht zuletzt bei Tesla zu einer der einflussreichsten Personen im Silicon Valley zählt.
Überwachungssysteme in öffentlichen Bereichen greifen ebenso auf Gesichtserkennungssoftware und Bewegungsprofile zurück, wie es militärische Waffensysteme tun. Ein Beispiel, welchem im Internet große Aufmerksamkeit zugute kam, war die Wahlbeeinflussung von Cambridge Analytica.
Mit fragwürdigen Methoden, basierend auf Nutzerdaten aus sozialen Netzwerken und Analysen mit Hilfe von KI bot die ehemalige private Forschungseinrichtung aktiv Wahlbeeinflussung an. Der Algorithmus war dabei so gut, dass ein und dieselbe Meldung in mehreren hundert Varianten den jeweiligen Zielgruppen präsentiert wurde. Auch konnte das Programm alleine an den Profilbildern der Nutzer eine erste politische Einordnung der Profile erstellen.
Das größte Problem jedoch ist, dass für die Entwickler oft nicht mehr nachzuvollziehen ist, wie künstliche Intelligenzen ihre Aufgaben bewältigen. Teils entwickeln die KIs eigene Programme, um schneller an das vorgegebene Ziel zu kommen oder genauere Annäherungen bei Vorhersagen zu erreichen. Traurige Berühmtheit erlangte dabei das KI-Projekt von Facebook. Das Programm hatte die Aufgabe, Sprachen eigenständig und ohne Hilfe zu übersetzen. Erst als unverständliche Sätze ausgeworfen wurden, kam heraus, dass das Programm ohne Kenntnis und gänzlich unbemerkt eine weitere – effizientere – Sprache entwickelt hatte. Mit Hilfe dieser, für den Menschen nicht verständlichen Sprache, konnte der Algorithmus Übersetzungsaufgaben besser erfüllen. Daraufhin stoppten die Entwickler das Programm.
Chancen für Unternehmen
Auch in Unternehmen jeder Größenordnung wird KI einen immer größeren Stellenwert einnehmen. Gängige Anwendungen wie Excel oder Power Point bieten bereits lernende Algorithmen, welche beispielsweise Muster in ihrer Bearbeitung erkennen und Vorschläge für die weitere – automatische – Bearbeitung anbieten.
IBM bietet zudem die eigens entwickelte Intelligenz namens Watson für Webentwickler und Unternehmen an. Besonders im automatisierten Customer-Service, etwa bei der Nutzung von Chatbots, geht das Unternehmen innovative Wege. Watson kann nicht nur audiovisuelle Eingaben verstehen, analysieren und verarbeiten, vielmehr kann das Programm sogar den Tonfall und die Persönlichkeit eines Kunden einschätzen und passende Lösungen anbieten.